Ostern

Ostern 2016

 

 

 

Lange hatte ich mich gefragt, woher kommt das Wort Ostern? Was hat es mit den Ostersymbolen  Hase und Ei auf sich? Wieso zu diesem der Zeitpunkt?  Fragen, die ich mir erst mal lange Jahre nicht erklären konnte.

 

Ein zweites Rätsel meiner Kindheit war das “Hollenhaus”. Was war dies für ein Ort mitten im Wald zwischen Neukirchen und Hommershausen, der mich schon als Kind immer magisch anzog. Viele Male gingen wir Kinder, insbesondere meine Freundin Elke und ich dorthin.

 

Meine Großmutter Luise und meine Großtante Juste sagten immer, das Hollenhaus sei ein Frauenkloster gewesen.

 

 

 

Viele Jahre später saß ich während einer Weihnachtsfeier neben dem Vorgängerrektor unserer Schule, der sich sehr mit der alten Geschichte befasst hatte. Ich fragte ihn nach dem Hollenhaus und berichtete von der Vermutung unserer Alten.

 

“Mädchen,” sagte er, “das war doch kein Kloster! Das war ein Frühlingstempel der Göttin Freya!”

 

Voll Neugierde nahm ich meine Winkelruten mit zu diesem Platz und fragte nach, ob dies ein altes Heiligtum der Göttin Freya gewesen sein. Die Ruten verneinten dies. Wohl bestätigten sie, das es sich um ein vorchristliches Tempelheiligtum handele, aber nicht der Freya. Also fragte ich alle mir bekannten Göttinnen durch - Fehlanzeige - alles falsch.

 

So kam ich da nicht weiter.

 

Nun wurden zeitnah  die beiden Bände von Jakob Grimm  günstig angeboten, der dort die Sittengeschichen und alten Bräuche gesammelt und aufgeschrieben hatte.

 

Bei uns in Neukirchen gibt es den alten Brauch des “Osterwasserholens”. Da gehen die eigentlich unverheirateten Mädchen (-eigentlich, weil wir das immer noch tun, obwohl inzwischen alt und mit Enkelkindern). Man steht früh morgens am Ostersonntag vor Sonnenaufgang auf und geht gemeinsam schweigend  zu einer Quelle oder an einen Bach, wo das Wasser dreimal über einen Stein springt. Dort waschen sich die Mädchen Gesicht und Hände und schöpfen von dem Wasser. Dann gehen sie, immer noch schweigend, zu einem Berghang, der nach Osten zeigt und wenn die Sonne aufgeht, hüpfen sie dreimal mit ihrem geschöpften Wasser der Sonne entgegen. Erst dann dürfen sie sprechen und wünschen sich gegenseitig frohe, gesegnete Ostern.

 

Zu Hause angekommen wird die ganze Familie mit diesem Osterwasser besprengt, ebenso das Vieh und das Haus. Dies soll über das Jahr für alle und alles Gesundheit und Schutz bringen.

 

Der Vater meiner Freundin Wilma hatte uns Mädchen in dieses Ritual wieder eingeführt und wir nutzen es noch heute, wenn es eben möglich ist.

 

Nun suchte ich in diesen Büchern von Jakob Grimm nach diesem Ritual. Tatsächlich fand ich es, genauso beschrieben, wie wir es von alters her kannten. Dort stand, es sei ein Ritual zu Ehren der Frühlingsgöttin Ostera, die mir bis dahin völlig unbekannt geblieben war. Hase und Ei sind ihre heiligen Symbole.

 

Der Hase wegen seiner großen Fruchtbarkeit mit vielen Jungtieren seines ersten Wurfes  im zeitigen Frühjahr und das Ei als Symbol des verborgenen Lebens und Wiedererstehens im Frühling, wenn die Sonne oder das Huhn den Eiern Wärme gibt und sie dann offenbaren, welches Leben in ihnen überdauert hatte.

 

Und warum bunt gefärbte Eier?

 

Der Frühling bringt die Farben zurück, die im Winter so lange vermisst waren, und in den verschiedenen Eiern sind auch verschiedene Tiere verborgen.

 

Nun waren mit einem Schlag meine langjährigen Fragen geklärt.

 

In unserem Wort Ostern hat sich noch der Name der alten Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara erhalten, mit ihren ihr zugeordneten heiligen Tieren - den Hasen und dem Ei. Deshalb bringt der Hase an Ostern die Eier!

 

 Das alte Fest der Frühlings-Tag- und  Nachtgleiche, das für unsere Vorfahren das Ende des Winters anzeigte und das Wiedergeborenwerden der Natur, liegt in dieser Zeit. So gilt die Regel, dass der Ostersonntag am ersten Sonntag nach dem Vollmond im Tyrkreiszeichen des Widders stattfindet. Alles auf unsere Vorfahren zurückgehende Hinweise, die heute kaum noch bekannt sind und oft abenteuerliche Erklärungen finden.

 

Wieder am Hollenhaus mit meinen Winkelruten gefragt, bestätigten sie jetzt: Ja, hier war ein Frühlingstempel der Göttin Ostara. Und nun begreife ich auch die Tatsache des Kirchenstumpfes in unmittelbarer Nähe, mitten im Wald, denn die mit grober Gewalt vorgehenden christianisierenden Römer bauten vorzugsweise neben alte Heilige Plätze Kirchen oder Klöster, um diese überwachen zu können, damit die alten Rituale hier nicht mehr stattfinden konnten.

 

Die Göttin Ostara ist auch die Landschaftsgöttin für unsere Region, so wie die Göttin Tanfana für das Gebiet der Marser, deren zentrales Heiligtum auf dem Berg in Obermarsberg stand - die Irminsul -und die die Göttin der Herbst Tag- und Nachtgleiche war. Aber dazu an anderer Stelle mehr.

 

Für viele heutige Christen erscheinen die alte Religion und die vielen Götter und Göttinnen ein Widerspruch zur Wahrheit des Christentums zu sein. Das ist für mich anders.

 

Für mich ist das Christentum eine Weiterentwicklung.

 

Die alte Religion war verbunden mit der Zeit des Widders. Mit Christi Geburt ging die Erde in die Zeit der Fische über, so wie wir  heute nun an der gerade im Jahr 2012 die Schwelle zum Wassermannzeitalter überschritten haben, das nun seine Vorboten vorausschickt. Zu den verschiedenen Zeitaltern auch an anderer Stelle mehr.

 

In der Widderzeit, die, nach meiner Wahrnehmung, mit dem Solarplexus des Menschen verbunden ist, ging es um männliche Macht und Stärke, um Geben und Nehmen. Die Anderswelt war den Menschen noch sehr präsent und vielfach sichtbar und wahrnehmbar. Man war immer auf das Wahren des Gleichgewichtes bedacht. Jedem Gott war eine Göttin zugeordnet. Männlichen Kultplätzen dem weiblichen zugehörige Symbole z.B. entsprechende Bäume und umgekehrt weiblichen Kultplätzen männliche.

 

Es wurde etwas geopfert, um etwas von den Göttern der Anderswelt zu bekommen.

 

Aber dennoch gab es den Alleinen Gott - Urallda. Die Quelle aus der alles entspringt, die Kraft, die überall da ist, der große Geist - wie die Indianer sagen. Und die vielen Götter und Göttinnen  waren  Aspekte des Alleinen Gottes. Meistens Jahreszeitliche Aspekte, Fruchtbarkeitsaspekte oder von bestimmten Naturphänomenen wie Donar für Blitz und Donner usw.